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Positive Evaluierung von ABC-MAUS am ABC-Abwehrzentrum

Das Projekt ABC-MAUS, welches das ABC-Informationssystem des Österreichischen Bundesheeres um wesentliche neue Features erweitert, befindet sich in der Evaluierungsphase. Experten der Forschungsgruppe Cyber Security and Defence des Instituts DIGITAL beteiligten sich an einer am ABC-Abwehrzentrum durchgeführten Tabletop Exercise.

DI Bernhard Jandl-Scherf und Harald Lernbeiß, BSc präsentieren ABC-MAUS-Erweiterungen zu ABC-IS
DI Bernhard Jandl-Scherf und Harald Lernbeiß, BSc präsentieren ABC-MAUS-Erweiterungen zu ABC-IS. Credit: ZAMG / Baumann-Stanzer

Von freigesetzten chemischen, biologischen und radiologischen Stoffen, sowie von radioaktivem Fallout nach Nukleardetonationen (kurz zusammengefasst unter CBRN) ausgehende Gefahren stellen ein großes Bedrohungspotential dar. Auf diese Bedrohungen muss das Österreichische Bundesheer vorbereitet sein.

ABC-MAUS, ein im Rahmen des Österreichischen Verteidigungsforschungsprogramms FORTE gefördertes Projekt, ist ein wesentlicher Entwicklungsschritt für die Fähigkeiten des Österreichischen Bundesheers beim Management von CBRN-Ereignissen. ABC-MAUS verbindet das im Auftrag des Bundesheers am Institut DIGITAL entwickelte ABC-Informationssystem (ABC-IS) mit auf geophysikalischen Messungen beruhenden Warnungen vor unbeobachteten Nukleardetonationen, kleinräumigen und großräumigen Modellrechnungen der atmosphärischen Ausbreitungsmodellierung am aktuellen Stand der Forschung, entwickelt bzw. für ABC-MAUS angepasst durch die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), sowie mit rasch verlegbaren Sensornetzen, entwickelt von der GIHMM GmbH.

Im Rahmen einer Tabletop Exercise wurden am ABC-Abwehrzentrum des Österreichischen Bundesheers (Dabsch-Kaserne, Korneuburg) die Ergebnisse des Projekts ABC-MAUS einer Evaluierung unterzogen. Das für die Tabletop Exercise gewählte Szenario enthielt einerseits als ein kleinräumiges Ereignis die Freisetzung eines gefährlichen chemischen Stoffes in der Nähe des Austria Center Vienna mit potentieller Gefährdung von Konferenzbesuchern, und andererseits als großräumiges Ereignis eine unbeobachtete, aber durch geophysikalische Messungen erkannte große Explosion an der Erdoberfläche, möglicherweise hervorgerufen durch die Detonation einer Nuklearwaffe und in der Folge eine mögliche Gefährdung von österreichischem Personal im Ausland. Für letzteres wurde seitens der ZAMG auf der Basis von Daten aus der jüngeren Vergangenheit (Explosion in einem Lagerkomplex im Beiruter Hafen im August 2020) eine Warnmeldung generiert und elektronisch an das ABC-IS übermittelt. Für das daraus automatisch erzeugte Ereignis wurde auf elektronischem Weg eine großräumige Modellrechnung mit dem Produkt FLEXPART auf leistungsstarken Rechnern der ZAMG angefordert. Das nach ca. zwanzig Minuten verfügbare Ergebnis wurde an ABC-IS rückübermittelt und dem Fachpersonal zur weiteren Auswertung und als Input für die Erstellung einer Gefahrenbereichsmeldung präsentiert. Der Vorgang wurde später (angenommener Zeitsprung zur Berücksichtigung der erforderlichen Beurteilung der Daten aus den geophysikalischen Messungen durch Expert*innen der ZAMG) mit den Werten einer aktualisierten Warnmeldung wiederholt. Für das Berechnen des durch das kleinräumige Ereignis gefährdeten Gebiets kam das in ABC-IS integrierte Produkt LASAT des Ingenieurbüro Janicke in einer lokalen Installation mit von der ZAMG vorbereiteten Berechnungsparametern zum Einsatz. Es wurden Berechnungen mit und ohne Berücksichtigung von Bebauung durchgeführt und mit Ergebnissen von bestehenden Verfahren verglichen.

Die durch ABC-MAUS neu hinzugekommenen Möglichkeiten für das Informationsmanagement zu CBRN-Ereignissen wurden vom Bedarfsträger bei der Durchführung der Tabletop Exercise durchweg positiv beurteilt. Die nun für das ABC-IS verfügbaren Lagrange-Verfahren bieten eine signifikante Verbesserung beim Abstecken von gefährdeten Gebieten im Vergleich zu den bislang verwendeten Verfahren, für kleinräumige Ereignisse nun auch unter Berücksichtigung von Gelände und Bebauung. Die grafische Vergleichsmöglichkeit auf der CBRN-Lagekarte mit Abspielfunktion der zeitlichen Entwicklung der prognostizierten Gefahrstoffausbreitung wird dabei als wesentliche Unterstützung für das Fachpersonal eingeschätzt. Die von Messergebnissen ausgehende Rückwärtsmodellierung zum Finden möglicher Freisetzungsorte von unbeobachteten kleinräumigen Ereignissen wird als "Missing Link" für den effizienten Einsatz von mobilen Ressourcen (bemannt oder auch ferngesteuert) zum Eingrenzen von kontaminierten Gebieten gesehen.


Das Projekt ABC-MAUS wird innerhalb des Verteidigungsforschungs-Förderprogramms FORTE durch das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) gefördert.


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