HEALTH

Sprit fürs Hirn

Intereuropäisches Konsortium mit Beteiligung von HEALTH entdeckt natürliches Mittel gegen Demenz

Sprit fürs Hirn

Probleme im Alltag, eingeschränktes Urteilsvermögen, Vergesslichkeit: Demenz ist eine schleichende Krankheit, von der in Österreich rund 100.000 Personen betroffen sind. Verursacht wird die altersabhängige Erkrankung nach aktuellem Stand der Forschung von verklumpten Proteinen, die sich vermehrt im Gehirn ablagen und wichtige Funktionen einschränken.

Wissenschafter/innen der Karl-Franzens-Universität Graz und der Freien Universität Berlin haben nun ein natürliches Mittel gegen Demenz entdeckt. Das Institut HEALTH von Joanneum Research lieferte in der intereuropäischen Kooperation hochentwickelte bioanalytische Methoden zu diesem Forschungsprojekt (Koautoren Christoph Magnes, Frank Sinner und Thomas Pieber). HEALTH entwickelte dazu eine massenspektrometrische Methode zur hochsensitiven Quantifizierung von Polyaminen (wie z. B. Spermidin) aus biologischen Proben.

„Die Zugabe der körpereigenen Substanz Spermidin stoppt den Rückgang der Erinnerungsfähigkeit“, bestätigen Univ.-Prof. Dr. Frank Madeo und Prof. Dr. Stephan Sigrist. Die aufsehenerregenden Ergebnisse wurden in der renommierten Zeitschrift „Nature Neuroscience“ veröffentlicht.

In ihrer Studie untersuchten Frank Madeo vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Uni Graz und Stephan Sigrist, Freie Universität Berlin, an Fliegenmodellen den im Alter zunehmenden Gedächtnisschwund. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf die Vorgänge im menschlichen Gehirn ziehen: „Tierische Organismen bilden Erinnerungen auf ganz ähnlichen molekularen Wegen wie der Mensch ab“, erklären die Forscher. So wie beim Menschen etwa ab dem 50. Lebensjahr ein langsamer Gedächtnisschwund einsetzt, wurde auch bei Fliegen derselbe Vorgang beobachtet. Sigrist und Madeo suchten mit ihren Teams nach Substanzen, die dem entgegenwirken könnten.

„Sollte es gelingen, mit Spermidin als Nahrungsergänzung auch nur eine geringfügige Verzögerung des Einsetzens von Demenzerkrankungen zu erreichen, könnte dies sowohl für Einzelne als auch für die Gesellschaft insgesamt einen Durchbruch bedeuten“, hoffen Madeo und Sigrist. PatientInnen-Studien sind ihr nächstes Ziel.

HEALTH wird auch in den Folgeprojekten als wichtiger Kooperationspartner beteiligt sein und die bioanalytischen Methoden dafür weiterentwickeln und bereitstellen.

Kontakt:

Mag. Dr. Christoph Magnes
Telefon: +43 316 876-2113

Fax: +43 316 876-2106
christoph.magnes@joanneum.at