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aqua press international: Österreichs Wasserschatz größer als vermutet!

Die im Auftrag des BMLFUW erstellte Studie der Joanneum Research stellt eine wertvolle Grundlage zur nachhaltigen Wassernutzung dar und hilft die Diskussion zu versachlichen.

aqua press international: Österreichs Wasserschatz größer als vermutet!

Österreich befindet sich - so wie alle Alpenländer - hinsichtlich der Menge seiner Wasserresourcen in einer ausgezeichneten Position. Dank Kombination der im Wasserrechtsgesetz festgeschriebenen rechtlichen Rahmenbedingungen mit den bereits erbrachten ökonomischen Anreizfinanzierungen und dem kontinuierlichen Ausbau einer flächendeckenden Ver- und Entsorgung gelang es zudem, der Alpenrepublik stets auch eine hohe Wasserqualität zu sichern. So wurden zum Beispiel in den Jahren 1993 bis 2999 fast 8 Mrd.€ in die Trinkwassersicherung und Reinhaltung der Gewässer investiert!
99 Prozent der heimischen Bevölkerung können damit heute mit Quell- und Grundwasser versorgt werden; der Anteil an aufbereitetem Oberflächenwasser ist mit einem Prozent im Vergleich zu vielen anderen europäischen Staaten verschwindend gering. Der Anschlussgrad an ein öffentliches Wasserversorgungsnetz ist mit 87 Prozent überaus hoch. 81 Prozent unserer Fließgewässer weisen mindestens Güteklasse 2 auf und sämtliche österreichische Seen haben Badewasserqualität.
Auch in Zukunft wird das Wasserdargebot bedeutend größer sein als der Bedarf der heimischen Bevölkerung, der Wirtschaft, der Landwirtschaft, aber auch der Natur. Zu diesem erfreulichen Ergebnis kommt u.a. die kürzlich veröffentlichte Studie "Abschätzung des nachhaltig nutzbaren Quellwasserdargebots im alpinen Raum Österreichs". Gleichzeitig könnte Österreich in einem durchschnittlichen Jahr sogar das Sechsfache der Menge seines gegenwärtigen Trinkwasserkonsums nutzen ohne diese günstige Situation negativ zu beeinflussen. Die Regionen mit zusätzlichem Nutzungspotenzial sind aber regional sehr unterschiedlich verteilt. Während es beispielsweise im Einzugsgebiet der Wiener Hochquellwasserleitungen kaum zusätzlich förderbares Wasser gibt, schlummern in anderen Regionen der Steiermark, aber auch Tirols und Kärntens große Mengen an "Weißem Gold", so die Studie.

 

Rechnen mit der Natur

Studienautor (Univ.-Prof. Dr. Hans Zojer (Forschungsgesellschaft Joanneum Research) zur Vorgangsweise der Untersuchung: "Methodisch geht unsere Studie von der Definition der "verfügbaren Grundwasserressource" der EU-Wasserrahmenrichlinie aus. Damit wurden als Ausgangsbasis sämtliche Qualitätsziele in die Betrachtung miteinbezogen, die für den Erhalt des ökologischen Zustandes der Gewässer und der mit diesen in Verbindung stehenden Landökosysteme notwendig sind. Die angewandten ökologischen Kriterien rechnen - ganz im Sinne der Nachhaltigkeit - damit, dass die natürlichen Schwankungen im Abflussgeschehen erhalten bleiben und keine Zustände bewirkt werden, die nicht auch in der Natur auftreten".
Untersucht wurde das nachhaltig nutzbare Dargebot an in den alpinen Festgesteinen enthaltenen Karst- und Kluftgrundwässern, wobei die gesamte jährliche Grundwasserneubildung im Projektgebiet "Alpiner Raum" mit 25,5 Mrd. m3 ermittelt werden konnte.Der davon ohne Schaden für die aquatische Flora und Fauna nutzbare Anteil beträgt in einem durchschnittlichen Jahr 4,7 Mrd. m3. Von diesem Wert waren noch die derzeitige Wassernutzung (0,45 Mrd. m3/Jahr) und die Fortschreibung des zusätzlichen künftigen Wasserbedarfes (0,2 Mrd. m3/Jahr) im Projektgebiet in Abzug zu bringen.
Von der Studie nicht untersucht wurden die Porengrundwasservorkommen des Untersuchungsraumes. Diese gehen einerseits auf Grundwasserneubildung nach Niederschlägen und unterirdische Infiltration von Quellwasser, andererseits auf wechselseitige Verbindungen mit Oberflächengewässern zurück - Faktoren, die in ihrer Gesamtheit den Einsatz der gewählten Untersuchungsmethode nicht erlaubten. Wenngleich dieser Bereich von der Studie also nicht erfasst wurde, so kann immerhin festgestellt werden, dass Porengrundwässer doch eine nicht zu unterschätzende zusätzliche Wasserreserve für Österreich darstellen.
Ebenso nicht erfasst, weil außerhalb des alpinen Raumes gelegen, wurden die Wasserpotenziale der Böhmischen Masse (Niederösterreich, Oberösterreich) und der Ausläufer der pannonischen Tiefebene (Burgenland).

Wasserbedarf gesichert

Dennoch war für die Studienautoren folgende Gesamtsicht möglich: Der aktuelle und prognostizierte zukünftige Wasserbedarf im alpinen Raum des Bundesgebietes und dessen dort zur Verfügung stehendes Quellwasserdargebot betragen nur 1,8 bzw. 2,3 Prozent der mittleren Grundwasserneubildung. Damit wird einerseits eindeutig bestätigt, dass der heimische Gesamtverbrauch unter ökologischen Gesichtspunkten, d.h. ohne Gefährdung des Wasserkreislaufes, auch in Zukunft leicht abgedeckt werden kann, andererseits könnte in durchschnittlichen Jahren darüber hinaus noch eine Quellwassermenge von knapp über 4 Mrd. m3/Jahr (130.000 l/s)zusätzlich nutzbar gemacht werden. Dies entspricht fast der sechsfachen Menge des gegenwärtig verbrauchten gesamtösterreichischen Trinkwassers. Doch selbst während der in Österreich höchst seltenen Trockenjahre stünde noch immer genügend Quellwasser zur Verfügung um davon weitere 0,65 Mrd. m§ oder 20.6000 l/s für neue Verwendungszwecke zu fördern. Ob und auf welche Weise das bezifferte Wasserpotenzial tatsächlich nutzbar gemacht werden soll und kann, war nicht gegenstand dieser Studie.

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW)
susanne.brandstetter@bmlfuw.gv.at