POLICIES

Chancengleiche Forschungsförderung?

Das war die international gut besuchte GRANteD Stakeholder Konferenz: "Is it a lottery? Improving Gender Fairness in Research Funding."

Chancengleiche Forschungsförderung?
Foto: JOANNEUM RESEARCH/ Hock


Über 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Tschechien, Niederlande, Schweiz, Deutschland, Schweden und natürlich Österreich diskutierten über die Voraussetzungen einer gerechten Vergabe von Forschungsförderungen und dessen Sicherstellung. Drin Helene Schiffbänker vom Institut für POLICIES der JOANNEUM RESEARCH ist Projektkoordinatorin. Gemeinsam mit ihrem Team wird eine mögliche geschlechtsbezogene Verzerrung (Gender Bias) in Hinblick auf Erfolgs- und Bewilligungsraten untersucht. Das Horizon2020-Projekt wurde am 24. Februar in Wien bei der GRANteD Stakeholder Konferenz von Helene Schiffbänker vorgestellt.

In seinem Eröffnungsstatement betonte FWF-Präsident Klement Tockner, dass „Diversität eine Grundvoraussetzung für Kreativität in der Wissenschaft ist.“ Und weiter: „Es liegt somit in der gemeinsamen Verantwortung der Forschungsstätten, der Förderungsorganisationen sowie der Politik, Gleichstellung und Diversität zu forcieren.“ Der FWF (Wissenschaftsfonds) setzt zudem progressive Initiativen, jüngst etwa mit dem experimentellen Ansatz des „Double Blind“-Verfahrens im 1000-Ideen-Programm, um neue, gewagte oder besonders originelle Forschungsideen, die außerhalb des aktuellen wissenschaftlichen Verständnisses liegen, zu fördern, so Tockner abschließend. 


Statements & Keynotes

Zu Beginn stellte Projektleiterin Helene Schiffbänker die Unterschiede in den Erfolgsraten von männlichen und weiblichen Bewerber/innen als Ausgangspunkt für die Analyse vor. Sie betonte, dass GRANteD darauf abzielt, festzustellen ob geschlechtsspezifische Vorurteile bzw. Bias bei der Vergabe von Forschungsförderungen eine Rolle spielen. Ist dies der Fall, sollen im Rahmen des Projekts erklärende Faktoren identifiziert werden. Da es wichtig ist, zu verstehen, "was in den laufenden Förderprozessen geschieht", wird das GRANteD-Konsortium die Entscheidungen von Panels eingehender untersuchen und eng mit ausgewählten Forschungsförderern zusammenarbeiten.

Anschließend an die Vorstellung des Projekts stellte Peter van den Besselaar (TMC Amsterdam) Forschungsergebnisse über die ERC Starting Grants und geschlechtsspezifische Vorurteile/Biase vor und zeigte, dass beispielsweise die Verlängerung von Fristen für weibliche Antragstellerinnen, die Kinder haben, zu ihren Gunsten wirkt, während die Erhöhung der Anzahl von Frauen in den Gremien Vorurteile und Biases nicht mildert.

Dr. Ulrike Bischler von der Volkswagen Stiftung teilte in der ersten Keynote ihre positiven Erfahrungen mit dem teil-randomisierten Auswahlverfahren, welches das bisherige Auswahlverfahren durch einen Losentscheid ergänzt (Lotterie-Ansatz) und sprach über aktuelle Herausforderungen bei der Entscheidungsfindung in Peer-Review Prozessen.

Dr. Ruth Van Veelen (Universität Utrecht) sprach in der zweiten Keynote, unter dem Titel "Akademiker als Superhelden: Wie sich das männliche Berufsstereotyp in der Wissenschaft auf Frauen (und Männer) auswirkt" darüber, dass die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Wissenschaft nicht durch die geringere Selbstdarstellung von Frauen bei Verhandlungsinitiativen erklärt werden können. Denn: Frauen verhandeln in der Tat oft mehr.


Auswirkungen auf Karrieren

Da Forschungsförderungen für die Karrieren von Forscherinnen und Forschern bedeutsam sind, kann eine mögliche unfaire Vergabe negative Auswirkungen auf Karriereverläufe haben. Die erste GRANteD-Konferenz präsentierte Forschungsergebnisse und Erfahrungen zu Gender Bias in der Forschungsförderung. Vorgestellt wurde ein laufendes H2020 Forschungsprojekt, in dem der angesprochene Gender Bias näher untersucht und Chancengleichheit bei der Forschungsförderung angestrebt wurde. 

Projektkoordinatorin Helene Schiffbänker: "Förderungen sind unerlässlich für die Karriere von Forscherinnen und Forschern, und die Besten sollten sie erhalten. Dies kann nur in einem fairen Forschungsförderungssystem funktionieren. Beginnend mit unserer ersten Konferenz laden wir Forschungsförderinnen und Förderer, Gender-Expertinnen und Experten, Forscherinnen und Forscher, politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger und all jene, die an einer fairen Forschungsförderung interessiert sind, zu einem engagierten Diskurs ein. Wir wollen Erfahrungen und Tools zur Verbesserung der Fördermittelvergabe auszutauschen und aus der Förderpraxis heraus vertiefende Fragen für das Forschungsprojekt formulieren.“

Granted Stakeholder Konferenz, Credit: JOANNEUM RESEARCH/ Hock