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Diskussion "Forschung in Zeiten der Krise"

Spart der Staat, sparen Private noch mehr: 3-Prozent-Ziel in Gefahr. Denn in der Krise sinken Investitionen überdurchschnittlich.

 

Mag. Wolfgang Polt
Mag. Wolfgang Polt Institut für Technologie- und Regionalpolitik JOANNEUM RESEARCH (Quelle: doppio espresso)

"Viele Unternehmen, die wir fördern, sind Marktführer und haben 99 Prozent Exportquote", begründet Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, warum der Staat die Forschung fördern sollte: "Jedoch sind die Effekte von Forschungsinvestitionen nur langfristig messbar, und in der Politik verkaufen sich unmittelbare Erfolge besser." Jedoch: Aufstrebende Länder wie China holen auf. "Wenn wir nicht massiv dran bleiben, haben bald die anderen die Nase vorn", warnte Egerth bei einer Diskussion im Wiener Kreisky-Forum am 30. April 2009 zum Thema "Forschung in Zeiten der Krise".

Der Bund plant Ausgaben für die Forschung (F&E) in der Höhe von 2,2 Mrd. Euro im Jahr 2009 und 2,4 Mrd. Euro im Jahr 2010. Das ist zwar weniger als von der alten Bundesregierung geplant, aber mehr als von den Forschungsinstituten befürchtet.

Eine erste Analyse des Budgets ergibt denn auch eine gemischte Bilanz: "Ein drohender Einbruch der Forschungsaufwendungen konnte verhindert werden", so Wolfgang Polt von JOANNEUM RESEARCH. Der angestrebte Wachstumspfad werde aber deutlich unterschritten.

Einer Studie der JOANNEUM RESEARCH zufolge, die am 30. April 2009 im Wiener Club Research diskutiert wurde, werden die reduzierten öffentlichen Ausgaben zudem nicht von der Privatwirtschaft wettgemacht werden können. Aufgrund der Krise seien Rückgänge der Wirtschaftsinvestitionen zu erwarten. Den Berechnungen zufolge lasse ein Minus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1 Prozent die unternehmerischen F&E-Ausgaben um 1,5 Prozent sinken. Bei dem derzeit prognostizierten Konjunktureinbruch von etwa 3 Prozent ließe das einen Rückgang der Forschungsaufwendungen der Wirtschaft von bis zu 5 Prozent erwarten, rechnete Polt vor. Mit den derzeitigen Budgetvorgaben sei die angestrebte Forschungsquote von 3 Prozent des BIP nicht zu erreichen.