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"Rebecka" ist abgeschlossen

Am 14. November 2019 fand in Schloss Krastowitz die Abschlussveranstaltung des INTERREG V A-Projektes „Rebecka“ statt. Das Projekt, welches vonseiten des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des Kooperationsprogramms Interreg V-A Italien-Österreich 2014–2020 finanziert wurde, begann mit 1. Jänner 2017.

"Rebecka" ist abgeschlossen
Die Rebecka-Projektgruppe bei der Abschlussveranstaltung. Credit: Landwirtschaftskammer Kärnten

Vor dem Hintergrund der Klimaerwärmung auf der einen Seite und der Verringerung der regionalen Auspflanzkontingente auf der anderen stellt sich in Südtirol und in Kärnten die Frage, auf welchen Flächen in Zukunft Neuauspflanzungen vorgenommen werden sollen. Südtirol hat ein jährliches Pflanzkontingent von ca. 50 ha, Kärnten von 10 ha. Die Projektidee war, dass man durch Erfassen und Vergleichen von Klimadaten und Erntedaten bestehender Weingärten ein Modell für die Einwertung neuer Weinbauflächen entwickelt. Da die Landwirtschaftskammer Kärnten mit seinem Obst- und Weinbauzentrum einen der vier Projektpartner stellte, begrüßte Vizepräsidentin Astrid Brunner die Gäste. Die Klimaerwärmung stelle die gesamte Landwirtschaft vor neuen Herausforderungen. Die in dem Projekt vorgenommene Kartierung von Flächen für langjährige Kulturen sei beispielgebend

Der Ausgangspunkt war eine Analyse historischer Erntedaten, um die Entwicklung von Erntezeitpunkt und Traubenreife in den beiden letzten Jahrzehnten zu dokumentieren. Über wesentliche fachliche Erkenntnisse berichtete DI Hermann Katz von POLICIES, dem Institut für Wirtschafts- und Innovationsforschung der JOANNEUM RESEARCH. Der Lesezeitpunkt in Südtirol hat sich in den vergangenen 20 Jahren eindeutig vorne verschoben. In Kärnten sei der Lesezeitpunkt in den letzten 12 Jahren zwar relativ stabil geblieben, die Säure ging aber zurück. Bei der Untersuchung der Auswirkung von Höhenunterschieden in Südtirol zeigte sich zwar das klassische Bild, nämlich, dass höhere Lagen kühler und damit später in der Reife sind, allerdings gelte das nicht unbedingt für die niedrigsten Lagen, wahrscheinlich auch, weil der Boden dort wüchsiger ist, was die Reife verzögert.

Der Leadpartner des Projektes, das Versuchszentrum Laimburg in Südtirol, koordinierte nicht nur das komplette Projekt, sondern war auch für die Erhebungen in den Weingärten zuständig. 30 Blauburgunder-Standorten in Südtirol und 10 in Kärnten wurden mit Wetterstationen ausgestattet, um die Wetterdaten mit der Entwicklung der Rebe vergleichen zu können. Dr. Arno Schmid stellte die Vor-Ort-Erhebungen dar: Erhoben wurde der Zeitpunkt des Austriebs (April), der Blüte (Mai/Juni) und des Umfärbens der Beeren (Juli/August). Danach wurden wöchentlich Beerenproben gezogen und analysiert und diese dann verglichen. Nach mehr als 3300 Einzelanalysen ergab sich ein spannendes Bild im Vergleich zwischen Kärnten und Südtirol: Ist Kärnten im Austrieb und in der Blüte nur ca. 6 bis 8 Tage später als in Südtirol, so verzögert sich der Reifebeginn schon auf mehr als 20 Tage. Damit sind die Kärntner lagen, die im Durchschnitt eine Meereshöhe von 532 aufweisen, so spät wie Südtiroler Lagen auf 850. Das ist darauf zurückzuführen, dass es in Kärnten keinen mediterranen Einfluss gibt.

Simon Tscholl vom Institut für alpine Umwelt der EURAC Research stellte dann das Modell für eine Bewertung der Fläche und eine Weinbauklimakarte für Südtirol und Kärnten vor. Bezugssystem für die Bewertung ist der Winkler-Index, der die Wärmegunst einer Lage in der Vegetationszeit darstellt. Mit den Wetterstationen der Projektweingärten konnte punktuell festgestellt werden, ob die errechneten Werte stimmen. Demgemäß gibt es in Kärnten aktuell ausschließlich kühle Lagen. Dies würde sich aber auch bei einem konservativen Szenario einer Klimaerwärmung wesentlich ändern.

Was sich wahrscheinlich nicht so schnell ändern wird, sei der Ertrag, so Mag. Erwin Gartner, der Projektmitarbeiter seitens der Landwirtschaftskammer Kärnten. Der Vergleich zeigt, dass die Südtiroler Weingärten in den vergangenen Jahren im Schnitt die doppelten Erträge erzielten wie die in Kärnten. Vor allem Wetterextreme der letzten Jahre haben das verschlechtert: Der Spätfrost im Jahr 2016 war nicht nur ein Resultat kalter Temperaturen Ende April sondern eines frühen Austriebs durch zu hohe Temperaturen im Winter. Die Verbreitung von Zikaden, die Krankheiten übertragen, hat ebenso mit warmen und schneearmen Wintern zu tun, wie die rasante Vermehrung von Waldmäusen, die sowohl die Rebwurzeln als auch die Beeren schädigen können. Die asiatische Kirschessigfliege vermehrt sich in feuchtwarmen Sommern ebenso rasch, wie der Falsche Mehltau. Beides hat in den vergangenen Jahren vereinzelt zu Ertragsausfällen von bis zu 80 % geführt. Ob sich ein ausreichender Besatz an Nützlingen einstellen wird, sei fraglich. Diese Beobachtungen seien zwar nicht Projektgegenstand gewesen, müssten aber auch in Zukunft durch Monitorings gewährleistet werden.

Die aus dem Projekt gewonnen Erkenntnisse sind nun von Seiten der Beratung an Weinbauinteressierte und Weinbautreibende weiterzugeben.