LIFE

Schutzhandeln bei Hochwasser, Hitze und Co. - Umweltpsychologische Theorien für die Naturrisikenforschung

Publikation aus Life
Internationale Klimapolitik und Ökonomik

Anna Heidenreich, Sabrina Köhler, Sebastian Seebauer, Torsten Masson

Umweltpsychologie 24(2) 92-109, 12/2020

Abstract:

In den vergangenen Jahrzehnten haben ganz Europa und im speziellen Deutschland zahlreiche Wetterextreme erlebt, die finanzielle Schäden in Milliardenhöhe verursacht und zehntausende Todesopfer gefordert haben. Naturgefahren wie Hochwasser, Starkregen und Hitzewellen können durch den fortschreitenden Klimawandel häufiger und stärker auftreten. Durch Vorsorgemaßnahmen kann das Schadensausmaß gemindert und die Gesundheit der Bevölkerung geschützt werden. Es ist jedoch nicht nur staatliche Vorsorge geboten, wie der Bau von Deichen und Spundwänden. Die Bürger*innen sind auch gefordert, selbst vorzusorgen. In der aktuellen Risikoforschung werden verschiedene psychologische Theorien angewandt, um privates Schutzhandeln zu erklären. Wir stellen die Protection Motivation Theory (PMT), das Protective Action Decision Model (PADM) und das Risk Information Seeking and Processing Model (RISP) vor, vergleichen deren Erklärungskraft und praktische Bedeutung und schlagen Anpassungen und Erweiterungen der bestehenden Theorieangebote für die zukünftige Naturrisikoforschung vor. Wir empfehlen, kollektives Schutzhandeln stärker in den Fokus zu rücken, Schutzhandeln als Prozess zu untersuchen und das Raumerleben im Kontext von Naturrisiken zu erforschen. Etablierte Forschungsansätze aus der Umweltpsychologie und anderen Disziplinen können auf die Naturrisikenforschung übertragen werden. Der Artikel dient als Überblick über die umweltpsychologische Expertise und gibt Praktiker*innen Anknüpfungspunkte für die Unterstützung des Risikomanagements, insbesondere die Risikokommunikation.