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Traubentrester: Vom Abfall zum Spitzenprodukt

In der Steiermark galt der Traubentrester bislang nur als Abfallprodukt. Nach einer Projektidee von Dr. Herbert Böchzelt vom Institut für Nachhaltige Techniken und Systeme der JOANNEUM RESEARCH wurden verschiedene Möglichkeiten der Nutzung des Traubentresters erforscht.

Traubentrester: Vom Abfall zum Spitzenprodukt

In der Steiermark galt der Traubentrester bislang nur als Abfallprodukt. Nur ein verschwindend geringer Teil dieses Pressrückstandes bei der Weinproduktion, der primär aus Kernen und Schalenresten der Trauben besteht, wird zur Tresterbranderzeugung genutzt. Dank eines von Landesrat Erich Pöltl in Auftrag gegebenen Forschungsprojektes wird nun in der Ölmühle Fandler in Pöllau aus dem Rohstoff Traubentrester das österreichweit erste kaltgepresste Traubenkernöl erzeugt, das ab September in den Handel kommt. LR Pöltl: „Der  regionale Werkstoff Traubentrester wurde mit regionaler Arbeit zu einem internationalen Spitzenprodukt veredelt. Denn sortenreines Traubenkernöl gibt es nur bei uns in der Steiermark.“

 

Nach einer Projektidee von Dr. Herbert Böchzelt vom Joanneum Research Institut für Nachhaltige Techniken und Systeme wurden in Zusammenarbeit mit der Fachabteilung 19D Abfall- und Stoffflusswirtschaft seit 2001 verschiedene Möglichkeiten der Nutzung des Traubentresters erforscht. Dr. Wilhelm Himmel, Leiter der Fachabteilung 19D: „Aus diesem Forschungsprojekt ist nun das ´Steirische Traubenkernöl´ als erstes marktreifes Produkt hervorgegangen. Entwickelt wurde es gemeinsam mit den Wirtschaftspartnern Helmut Buchgraber, Produktionsgemeinschaft Sämereien Oststeiermark in Feldbach, und Robert Fandler, Ölmühle Fandler. Entscheidend für die Qualität des Traubenkernöles ist sowohl die sorgsame und schonende Gewinnung der Kerne als auch die Ölgewinnung im Kaltpressverfahren.“ 

Traubenkernöl ist aufgrund seines sehr hohen Anteils an mehrfach ungesättigten Fettsäuren (ca. 70 Prozent) ernährungsphysiologisch äußerst wertvoll. Das Traubenkernöl, das eine hellgrüne Farbe besitzt, wird in der Steiermark in drei Sorten angeboten: Weißes Traubenkernöl, Rotes Traubenkernöl und Schilcher Traubenkernöl. Die Sorte der verwendeten Traubenkerne (Welschriesling, Zweigelt und Schilcher) bestimmt den Geschmack, der von leicht süßlich bis würzig reicht.

Der Kernanteil der Traubentrester wie auch der Ölgehalt der Kerne variiert abhängig vom Erntezeitpunkt der Trauben, ist aber auch Sorten- bzw. Standortspezifisch. Der feuchte Trester muss möglichst schnell getrocknet werden: Zu lange Lagerzeiten beeinträchtigen die Qualität des später gewonnen Öles. Für einen Liter Traubenkernöl müssen je nach verwendeter Sorte zwischen 10 bis 15 Kilogramm getrocknete Traubenkerne gepresst werden, was wiederum einer Menge von umgerechnet 200 Kilogramm feuchtem Traubentrester entspricht. Der Viertelliter kaltgepresstes Traubenkernöl wird rund zwölf Euro kosten. Auf der Homepage der Ölmühle Fandler finden sich alle Geschäftspartner, die das Traubenkernöl ab September anbieten: www.fandler-oil.com

Traubentrester ist aber nicht nur für die Gewinnung von Traubenkernöl ein potenziell interessanter Rohstoff. Im Trester und speziell in den Traubenkernen sind auch unterschiedliche Antioxidantien (z.B. Proanthocyanidine) enthalten. Antioxidantien sollen die sogenannten „Freien Radikalen“, das sind instabile chemische Verbindungen, die es auf das Bindegewebe abgesehen haben, „einfangen". Ziel ist es nun, für verschiedene Anwendungsbereiche wie z.B. die Kosmetik- und Tierfutterindustrie weitere Produkte aus dem Traubentrester zu entwickeln.

Weitere Informationen:Traubenkernöl aus Traubentrester