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Gleichstellungserhebung 2020: Forschen in einer Zeit der „neuen Normalität“

Die Gleichstellungserhebung 2020 zeigt in einer Momentaufnahme wie sich die Arbeitszufriedenheit zwischen Lockdown, Home-Office/Home-Schooling und weitreichenden Lockerungen im Sommer 2020 entwickelt hat.

Der vorliegende Bericht zur Gleichstellungserhebung 2020 konzentriert sich auf die Ergebnisse von zwei parallel durchgeführten Erhebungen. Dabei wurden zunächst die Monitoringdaten zur Beschäftigungssituation von Wissenschafter*innen in der außeruniversitären naturwissenschaftlich-technischen Forschung in Österreich fortgeführt (Stichtag 31.12.2019). Darüber hinaus wurden die in diesen Forschungseinrichtungen tätigen Wissenschafter*innen zu ihren Arbeitsbedingungen und ihrer Arbeitszufriedenheit befragt. Letztere Erhebung wurde erstmals 2016 durchgeführt, wobei sich die Rahmenbedingungen im Jahr 2020 gegenüber 2016 durch den Ausbruch der COVID-19 Pandemie in Österreich dramatisch verändert haben. 


Insgesamt weisen die Monitoringdaten einen leichten Rückgang des Anteils der Wissenschafterinnen von 28 % im Jahr 2017 auf 27 % im Jahr 2019 in der außeruniversitären Forschung aus. Allerdings betrifft dieser nicht alle Einrichtungen gleichermaßen. 

 

Grafik: Joanneum Research
* Keine Daten für die Jahre 2009 bis 2012 bzw. 2014, 2016 und 2018.
Quelle: Gleichstellungserhebung 2020, JOANNEUM RESEARCH

Wie in den vergangenen Erhebungen bereits gezeigt wurde, ist vor allem bei Neuanstellungen ein hoher Frauenanteil (41 %) zu beobachten. Wissenschafterinnen sind weiterhin häufiger als Wissenschafter teilzeitbeschäftigt. Allerdings ist die Teilzeitquote zuletzt sowohl bei Frauen als auch bei Männern leicht angestiegen. Eine positive Entwicklung gab es im Hinblick auf Frauen in Führungspositionen: So ist etwa der Frauenanteil in der Geschäftsführungsebene im Vergleich zu 2017 leicht gestiegen. Trotzdem ist der Frauenanteil in den unteren Hierarchieebenen nach wie vor deutlich höher.

 

Arbeitszufriedenheit und Arbeitsbelastung nach wie vor hoch

Im Hinblick auf die zentrale Fragestellung der Arbeitsbedingungen zeigt sich, dass die Arbeitszufriedenheit der Wissenschafter*innen in der außeruniversitären Forschung nach wie vor sehr hoch und gegenüber 2016 sogar leicht angestiegen ist. Zwischen Frauen und Männern lassen sich dabei keine signifikanten Unterschiede beobachten. Aber auch die Arbeitsbelastung wird in der außeruniversitären Forschung als hoch beschrieben: Rund 58 % der Wissenschafter*innen fühlen sich von der Arbeit stark bis sehr stark belastet. Dabei ist die empfundene Arbeitsbelastung unter den befragten Wissenschaftern im Durchschnitt höher als unter den befragten Wissenschafterinnen.

Die Häufigkeit von Überstunden wurde als einer der zentralen Faktoren im Zusammenhang mit hoher Arbeitsbelastung identifiziert. Eng damit verbunden ist auch die Ausübung einer Führungs- oder Leitungsfunktion. Im Vergleich zur Befragung im Jahr 2016 zeigt sich, dass die Wissenschafter*innen im Sommer 2020 deutlich seltener Überstunden machten, was vermutlich dazu beigetragen hat, dass trotz der COVID-19 Pandemie das Belastungsniveau und die Arbeitszufriedenheit ähnlich hoch wie 2016 ausgefallen sind. Dazu kommt, dass zum Zeitpunkt der Erhebung in Österreich eine Art „neuer Normalität“ mit weitgehenden Lockerungen geherrscht hat.

Allerdings konnte die Befragung auch zeigen, dass die subjektive Arbeitsbelastung im Zuge des ersten Lockdowns – insbesondere bei Frauen mit Kinderbetreuungspflichten – doch deutlich zugenommen hat.

 

AUFTRAGGEBER/IN