POLICIES

Die Pflegekrise in Zeiten der Pandemie

Eine Untersuchung über die strukturellen Probleme im Gesundheitssektor und bezahlte und unbezahlte Care-Arbeit während der COVID-19-Pandemie.

Krankenhausmitarbeiterin versorgt eine Patientin
Pflegekräfte sind häufig einem enormen Druck ausgesetzt. Foto: iStock, Tempura

Das Forschungsprojekt "Double Fragility: The Care Crisis in the Time of the Pandemic", gefördert von der VolkswagenStiftung, nähert sich seinem fruchtbaren Ende. Dennoch behält die untersuchte Thematik ihre Dringlichkeit und ihren festen Platz im gesellschaftlichen Diskurs. Die Studie, an der Helene Schiffbaenker und David William Walker vom Institut POLICIES, gemeinsam mit den Forscherinnen Alexandra Scheele und Greta Wienkamp von der Universität Bielefeld sowie Nadja Bergmann und Claudia Sorger von L&R Sozialforschung beteiligt waren, konzentriert sich auf den Gesundheitssektor in Deutschland und Österreich und beleuchtet die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die ohnehin schon fragilen Strukturen unter denen Care-Arbeit geleistet wird.

Die Pandemie hat die Schwachstellen im Bereich der Pflege offenbart und dramatisch verschärft. Besonders deutlich wurde der enorme Druck, unter dem Pflegekräfte stehen, die neben ihrer Erwerbsarbeit zeitgleich Betreuungsverpflichtungen hatten. In unseren Interviews mit Krankenhausangestellten traten die vielfältigen Herausforderungen des Sektors klar zutage. Bei vielen Beschäftigten entstand ein innerer Konflikt zwischen der Hingabe zur Arbeit und den strukturellen Problemen im Gesundheitssektor. Obwohl die Pflegekräfte symbolische Anerkennung und Bonuszahlungen erhielten, fühlten sich einige unzureichend wertgeschätzt.

Betroffene fordern Veränderung

Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Care-Krise im Gesundheitssektor von einer Reproduktionskrise begleitet wird: Die bezahlte Pflegearbeit wird den Ansprüchen der Pflegenden wie auch der Patient*innen nicht immer gerecht, während die unbezahlten privaten Fürsorgeverpflichtungen ebenfalls nicht mehr zufriedenstellend eingelöst werden können. Daher fordern die Befragten in unserer Studie strukturelle Veränderungen, einen systemischen Wandel, der mit einer Personaloffensive, verbesserten Arbeitsbedingungen und Entlastungen im Privaten einhergeht.

"Die Diskussionen gehen weiter, und es ist unabdinglich, dass wir die Dringlichkeit dieser Angelegenheiten im öffentlichen Bewusstsein halten. Nur durch fortlaufenden Dialog und entschlossenes Handeln können wir die notwendigen Veränderungen voranbringen", so die Studienautoren.


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